Wanderung auf der Alta Via 1 durch die Dolomiten, Sommer 1998
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(Nachahmer seien, was Schwierigkeit und Sicherheit angeht, auf die betreffende Führerliteraur verwiesen.Die Alta Via uno ist der leichteste der Dolomitenhöhenwege. Wenn man den Klettersteig am Ende meidet, ist es ein reiner Fußweg. Wir sind 9 Tage gegangen, am 10. Tag fand die Rückreise zum Pragser Wildsee statt.)

Abfahrt bei miserabler Wettervorhersage, es soll in den Alpen sogar geschneit haben,- aber gemach, schließlich wollen wir ja südlich des Alpenhauptkammes wandern. Im Inntal war dann der Neuschnee tatsächlich schon fast weg. Für die paar Kilometer zahlen wir kein Maut, sondern schlängeln uns durch Füssen, das Inntal und gleich auch noch über die Brennerlandstaße. Gegen 18.00 Uhr sind wir im Pragser Tal (Nähe Toblach im Pustatal), dürfen das Zelt neben einem Hof für eine Nacht aufschlagen, können im nahegelegenen Wirtshaus sogar noch das WM-Endspiel Frankreich-Brasilien sehen. Morgens alles ins Auto verstaut, oben am Pragser Wildsee auf den Parkplatz, und los.
 

  1. vom Pragser Wildsee zum Rifugio Fodara Vedla
  2. zur Fanes-Hütte (Sentiere Bancdalse ??)
  3. Variante: über Monte Castello zum Rifugio Giusiani
  4. zu Croda di Lago
  5. Streichelzoo: Von Croda di Lago zur Coldai-Hütte
  6. Am Fuß der Civettawand entlang bis Rifugio Vazzoler
  7. Von Vazzoler bis zum Passo Duran
  8. Variante Anello Zoldana bis zum Rif. Sommavivo al Pramperet
  9. Ins Vescova-Tal zum Rifugio Bianchet
  10. Rückfahrt über Belluno, Cortina, Tobiacco (Toblach) zum Pragser Wildsee
1. Tag:Auf Fahr- und Spazierweg zum Südende des Sees, dort (Foto) geht es in einer Kerbe durch Schutt. Latschen, nachher auch etwas Fels hinauf. Der verschwindende Horizont in der Kerbe ist in etwa das "Nabige Loch", gut 500 m höher als der See. Dahinter biegt der Weg nach rechts, und man erreicht nach 1000 Höhenmetern die Seekofelhütte. (Leider) sind wir nicht auf diesen hoch, die Sicht war allerdings auch nicht sonderlich, nach kurzer Pause in der Hütte sind wir noch durch das Sennes-Hochland bis zum Rifugio Fodara Vedla (Ist das rätoromanisch? jedenfalls sind wir bereits aus dem deutschen Sprachraum heraus.) 
Für den 2.Tag hatten wir zum Glück wenig vor, das Wetter war neblig, und ununterbrochener Nieselregen. Vom Rifugio Fodara Vedla aus zur Faneshütte, die Abkürzung über den Sentiere Bancdalse (??). Hat sich gelohnt: Dieser Pfad führt unter einer Felswand entlang durch eine wilde Schuttlandschaft,- bei Schnee sicher nicht angenehm. Ein Amerikaner, der uns beim Einstieg in den Weg bereits entgegenkam: "You 'll be glad to use Your sticks. It's a lot of up and down!". Jedenfalls VIEL Landschaft im Nahbereich, gut bei der miserablen Sicht. Im zerklüfteten Weg ist der weitere Verlauf des Weges kaum zu ahnen, man hält einen gangbaren Pfad nicht für möglich. Nach diesem unterhaltsamen Stück dann noch auf Forstweg zur Hütte (bzw Hotel, aber Preis ok). Den Rest des Tages: Karten studieren, und auf besseres Wetter warten...
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Strahlender Himmel am 3.Tag, die Feuchtigkeit des Vortags verzieht sich in weißen Wolkenfahnen. Das Fanestal enthält einen kaum zu bemerkenden Paß, nach einer gelinden Anhöhe fließt das Wasser in der großen Fanes Alpe Richtung Süden. Paar Kühe, das Weideland scheint spärlich, überall kommt der nackte Fels durch. Vor uns der Gegenanstieg zum Monte Castello, grimmig grau in Schutt und Fels. Das Gras wird seltener, eine eigenartige Felsschräge mit Mulden, Stufen und Rissen geht es hinan, dann Schutt. Einen enormen "jungen", d.h. noch gelben, Felsabbruch mit hochhausgroßen Bruchstücken haben wir bewundert, und hinter einem Schutthügel Gemsen, um 10.00 Uhr morgens,- diese Variante der Alta Via ist wenig begangen. Kein steiler Anstieg, oben sitzt der Monte Castello auf dem Kamm, ein Klotz, der seinem Namen gerecht wird. Frontlinie des 1. Weltkriegs. Reste aller Art, ein Unterstand, Höhlen und Gänge. Jenseits des Kamms ein richtiger Canon, das Travenanzestal (Foto), gut 1000 m tief und gar nicht breit, es war die Grenze. Gegenüber (im Foto rechts) in den Tofanen waren die Italiener.  Die Patroullienwege sind jetzt teilweise Klettersteige. Sehr anheimelnd, sich das unter Beschuß vorzustellen. Die österreichischen Stellungen ducken sich hinter die Felswände: Doch der kriegerischen Phantasie sind keine Grenzen gesetzt: Man kann gegen naheliegende Felswände schießen und so Stein- und Granatsplitter in alle sonst unerreichbaren Ecken prasseln lassen, man kann im Gelände des Gegners Lawinen losschießen etc. Kaum auszudenken, wie die sich hier oben unter Artilleriebeschuss versorgt haben,- und der schwere Artilleriekram mußte ja auch hier hoch. Irgendwelche einsehbaren Stellen müssen dann auf gut Glück durchhastet werden...

Es geht zuerst  auf einem Patroullienweg, 2 m unterhalb des Kamms in den Fels gehauen. An einer schmalen Stelle hatte ich ziemlich Bammel, und dann biegt der Weg durch eine Lücke  in den Steilhang zum Travenanzestal. Sehr steil, etwas Fels, viel Schutt,- ich hab teilweise doch die Hände gebraucht, Wolfgang konnte das Stück noch aufrecht gehen. Schließlich, nach dem allersteilsten Stück, Mittagspause. Der Rest des Abstiegs ist nicht mehr schwierig. Erheblich eingeschüchtert blicke ich bang auf den gegenüberliegenden Hang, den wir Richtung Rifugio Giusiani  hochmüssen. Überwiegend ist das ein Hochkar, zwischen Tofana di Rozes, einer eindrucksvollen Pyramide, und der Tofana di Mezzo. Aber dieses Hochkar bricht zum Tal mit eine ca 50 m hohen glatten Felswand ab....

Erst mal aber nach all dem grauen Schutt empfing uns der saftige Talgrund, und es gab auch einen recht passablen Weg hoch ins Hochkar, ein paar Leiterstufen, und ab und an beklemmende Perspektiven, aber wirklich Fußweg. Oben das Rifugio Giusiani ist auch ehemals militärisch: italienische Seite. Das ganze schräge Hochkar konnte vom Monte Castello aus eingesehen und beschossen werden, an seinem Ende liegt Giusiani. Eine Gedenktafel erinnert daran, dass die Italiener hier einen Überfall der Österreicher abgewehrt haben. Demnach waren die Österreicher auf demselben Weg wie wir eben durch den Canon, das Hochkar hinan, wo ich vor den Bergen Angst hatte, mussten sie noch den Feind fürchten. Umgekehrt: Weit unten im Kar waren kleine Unterstände für italienische Vorposten, die wohl genau solche Überfälle verhindern sollten. Bei Wachablösung hatten die Soldaten das ganze den Österreichern offen darliegende Gelände zu überwinden... Heute ist die Hütte natürlich Ausgangspunkt für Klettersteige und Touren in den Tofanen. Das Foto zeigt den Blick vom Hochkar zurück zum Abstiegshang unter dem Monte Castello. Der tiefe Talgrund ist nicht zu sehen. Rechts schaut mein Freund Wolfgang gerade den steilen Anstieg hinunter, den wir gerade hinter uns haben. Irgendwo im Zackenkamm  gegenüber, vermutlich rechts, ist der Monte Castello, von dieser Seite nicht ausgeprägt.

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4.Tag  Der Abstieg zur Bundesstraße 48 (Cortina zum Passo Falzarego) verläuft auf einem zumindest für das Motorad eines Hüttenangestellten gangbaren Weg, wohl auch weiter unten ein verdorbener Skihang. Bizzarre Felsen, die Spitzen leider meist in den Wolken, auch von der Gegenseite sollte mir kein Foto der Tofana di Rozes gelingen. Jenseits der Straße im Wald steil hoch Richtung Cinque Torre, ich gehe voran, und markiere oben mit Rucksack und Stöcken für Wolfgang  die  Mittagspausenstelle, derweil ich mit der Kamera herumstromere, um die Tofana (zuviel Wolken) und die Cinque Torre zu erwischen. Wie eine Antwort hing Wolfgangs Hemd auf meinen Stöcken, und er lag bereits im hohen blumigen Gras.


 Danach noch 3 Stunden durch abwechslungsreiche Szenerie, Wald, Fels, Bäche, Blumen, Wiesen, zum Rifugio Croda di Lago. Mein schönes Foto, bei dem sich die Bäume am Ufer perfekt im Wasser spiegeln, ist leider nicht richtig aus dem Scanner gekommen.....

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